Marxistisch-Leninistische Organisation Afghanistan

Die Krise Afghanistans und ihre internen und externen Ursachen

Das Volk Afghanistans zwang heldenhaft und mit Erfolg den russischen Sozialimperialismus zur Niederlage, während es selbst nicht die Freiheit erlangt.

Die Niederlage der Russen erweist die Größe des Widerstands des Volks Afghanistans, dessen Last die unteren Klassen der Gesellschaft trug. Daß dieses Volk nicht zu seiner Freiheit gelang, zeigt scheinbar dessen unübersehbare Schwäche. Was aber in Wirklichkeit sichtbar wird, ist die Schwäche, die den revolutionären Vorreitern zur Last fällt, welche noch nicht in der Lage sind, ihre führende Rolle in den Volkskämpfen ihrer historischen Position entsprechend zu übernehmen.

Nach dem Niedergang des Sozialimperialismus sind die Freiheit und die Existenz unseres Volks noch ein Mal und auf eine andere Art und Weise den Interessen des Imperialismus und denen der regionalen reaktionären Kräfte zum Opfer gefallen.

Gestern versuchte der Sozialimperialismus, seinen Weg zum Indischen Ozean zu finden und dort die Golfregion zu bedrohen - mit dem Resultat, daß 1,5 Millionen Menschen vernichtet wurden, 2 Millionen zu Behinderten und 7 Millionen zu Heimatlosen wurden - aus der ursprünglich 15-Millionen-Bevölkerungsdichte Afghanistans - und daß 90 % der Infrastrukturen unseres Landes der Zerstörung der damaligen Kriegsmaschinerie preisgegeben waren. Heute versucht Amerika, das sogar die Öl- und Gasvorräte Zentralasiens zu seinen eigenen strategischen Ressourcen zählt, aus der Erbschaft des Sozialimperialismus seinen Vorteil zu ziehen, indem sie mit der totalen Zerstörung des Hab und Guts der übriggebliebenen Bevölkerung Afghanistans drohen, die bereits in Blut und Asche sitzt, und seine Öl- und Gaspipelines mitten durch die ruinierte Landschaft Afghanistans verlegen will, um zum indischen Ozean zu gelangen.

Die Ölvorräte um das Kaspische Meer werden um die 2000 Milliarden Barrel geschätzt, das ist zu heutigen Preisen ein Wert von 4000 Milliarden US-$. Die Gasvorräte Turkmenistans werden auf 2890 Milliarden m³ geschätzt. Nach den Bekanntmachungen im Jahr 95 erreichen die Vorräte an Gas im Westen Turkmenistans die 800-Billionen-m³-Grenze. Nach den Zahlen im Jahre 1977 (vor dem Widerstandskrieg) waren Afghanistans Gasvorräte um 500 Trillion ft³ geschätzt, woraufhin viele andere Vorräte an Gas und Öl entdeckt wurden.

In gleicher Weise existieren die gleichen Ressourcen in Usbekistan und Kasachstan. Die Existenz dieser Energievorräte motiviert multinationale Öl-Riesen aus den USA sowie aus Europa und Asien zu einer erbarmungslosen Konkurrenz. Man beachte das kleine Beispiel, nach dem der Waffenverkauf in Mittelasien nach den offiziellen Zahlen im Jahr 96 in Höhe von 15 Milliarden US-$ stattfindet, welcher 40% der offiziellen Waffenverkäufe in der Welt bildet. Dies zeigt in Umrissen das erschreckende Gesicht der Konkurrenz um die Ölquellen unserer Region. Ebenfalls präsentiert sich das Gesicht dieses Schreckens unverhüllt durch die von Petro-Dollars unterstützte Taliban in Afghanistan.

Für die USA in ihrer Vorreiterrolle in diesem "großen Spiel" ist die Verlegung der Pipelines durch Afghanistan zum indischen Meer der billigste und einfachste Weg, der zugleich kontrollierbar ist. Vor allem erreicht man durch dieses Unternehmen auch, daß der Iran aus dem "großen Spiel" ausgeschlossen bleibt. In diesem Unternehmen hat die USA auch die Unterstützung des japanischen Imperialismus hinter sich, weil auch für Japan das Öl vom indischen Meer billiger ist, und andererseits findet Japan dadurch einen profitablen Weg zu den Quellen der Rohstoffe und zu den Märkten Mittelasiens.

Im politischen Bereich versuchen die USA, die Initiative in den 6+2-Gesprächen (6 Nachbarn Afghanistans und USA und Rußland) zu ergreifen und bestimmte Gruppierungen in Afghanistan miteinander zu verbünden. Indem sie sie an die Macht heranführt, erzielt sie die Kontrolle über die Situation in der Region. Spionageabteilungen arabischer Staaten unterstützen in diesem Bereich tatkräftig die USA.

Andere Ursachen, die zur Bedeutung des Falls Afghanistans für die USA beitragen, ist die Lage Afghanistans. Es stellt eine Verbindung zwischen Iran und China, zwei Feinden Amerikas, welche mit Unterstützung Rußlands durch ein militärisches Bündnis die Interessen Amerikas im Golf und im Indischen Ozean bedrohen könnten.

Der religiöse Fundamentalismus Afghanistans wurde durch den komplizierten Mechanismus des Imperialismus und durch von ihm abhängige regionale Reaktionäre produziert. Nachdem er aber seine Funktion und Bedeutung nach dem Niedergang der ehemaligen Sowjetunion für die USA verloren hatte, startete derselbe Fundamentalismus aus Afghanistan, das er als seinen Stützpunkt wählte, seinen Rückschlag auf die USA in den verschiedenen Teilen der Welt.

Der Iran, den die USA nicht wie den Irak sanktionieren kann, ist jetzt aus der defensiven Position zu einer offensiven übergegangen. Mit den Gasverträgen und der Erschließung durch Eisenbahn nach Turkmenistan beabsichtigt der Iran einen Durchgang zwischen dem Indischen Ozean und dem Persischen Golf diesseits und Mittelasien jenseits des Iran zu schaffen, um sich einerseits für die Region unverzichtbar zu machen und andererseits seinen Einflußbereich nach Zentralasien zu erweitern.

Diese Erweiterung des Einflusses war jedoch für die USA und ihre Verbündeten in der Region, vor allem Pakistan und Saudi-Arabien, unerträglich; sie alle zusammen erzeugten das Modell der Taliban.

Dieses Modell, mit dem der Iran aus ethnischen und religiösen Gründen unversöhnbar ist, verhindert einerseits die Expansion des Einflusses Irans nach Osten, andererseits ersetzt das Taliban-Modell die gescheiterten Dschihad-Gruppierungen, deren "Verfallsdatum" gleich nach der Widerstandszeit gegen die Russen abgelaufen war. Verstärkt wurde dieses "Abnabeln" durch die qualitativen Unzulänglichkeiten und die blutigen inneren Auseinandersetzungen unter den Gruppierungen, wodurch sie zu einem unlösbaren Problem für die USA und ihre restlichen Bosse geworden waren.

Diesmal aber wird sich Amerika die große Last direkt auf die eigenen Füße fallen lassen: Die USA versuchen auf der einen Seite, ihr bevorzugtes Regime in Usbekistan und Turkmenistan an der Macht zu halten, andererseits versuchen sie, mit Hilfe von Usbekistan und Kirgistan Gendarmerie-Kräfte zwecks der regionalen Kontrolle, der Niederschlagung des Fundamentalismus und der Einschränkung des Irans zu aktivieren.

Auf der einen Seite will die USA verhindern, daß Rußland und Iran das Öl und Gas aus der Region in ihrem Besitz haben, andererseits beabsichtigt sie einen Durchgang ihrer Pipelines durch Asche, Feuer und Blut Afghanistans zu ermöglichen.

Außerdem planen die USA auf der einen Seite, religiöse Unruhen in den islamischen Ländern in der Region unter Kontrolle zu bringen, auf der anderen Seite genau diese als Zündstoff in China einzusetzen etc.

Saudi-Arabien zieht ebenfalls einen Vorteil wie die anderen großen "Öl-Riesen" aus dem oben genannten großen Handel, darüber hinaus verfolgt es seit 20 Jahren die Absicht, mittels mehrerer 10 Milliarden US-$ Investitionen in den Krieg Afghanistans zu machen, um ebenfalls seinen Einflußbereich zu erweitern. Es handelt Schulter an Schulter mit den USA, um deren Interventionen mit religiöser Legitimation zu verschleiern.

Pakistan bedarf der dringenden Investition in Zentralasien, um seine Armee und Geheimpolizei (ISI) unterhalten zu können. Der eine Grund dafür liegt in der hohen Verschuldung in Höhe von 50 Milliarden US-$. Der andere liegt darin, daß Pakistan seine Bedeutung für die USA als eine Verteidigungszone gegenüber der ehemaligen Sowjetunion und als ein Tor zur Welt für China verlor. Eine zusätzliche Rolle spielt die Tatsache, daß Pakistans Gasvorräte (8,6 Trillion ft³) nur bis zum Jahre 2010 seinen Bedarf an Energie decken wird, bis dann muß es sich neue Energiequellen erschließen.

China zeigt kein Interesse für die Pipelines aus Afghanistan, sondern will Turkmenistans Ressourcen durch Usbekistan und Kasachstan mit einer Summe von 34 Billionen US-$ über eine Strecke von 8000 km nach China und Japan bekommen. Für die Durchführung dieses Unternehmens hat China auch die Unterstützung von zwei japanischen Firmen. Japan jedoch kann seinen Bedarf an Energie mit Hilfe von Amerika besser durch Pipelines, welche durch den afghanischen Boden und anschließend zum indischen Meer führen, decken.

Diese gemeinsamen Interessen von USA, Saudi-Arabien und Pakistan bilden die eine Seite der Tragödie Afghanistans; sie alle benutzen die Extremisten Taliban als Instrument für die Sicherung ihrer Interessen in der Region.

Die andere Seite des Krieges: Iran, Rußland, Indien und die weiteren Beteiligten

 *Für den Iran bedeutet die alleinige Ausführung der Macht durch die Taliban eine ständige Präsenz der USA und die von Pakistan in Afghanistan; ebenfalls würde diese Situation die Vollendung des Einkesselungsprozesses Irans heißen. Daher versucht er mit aller Kraft, ihm selbst zugehörige Kräfte an der politischen Macht in Afghanistan zu beteiligen. Andererseits kommt ihm der Fortgang des Krieges in Afghanistan gerade zugute, denn dadurch erreicht er eine Verschiebung des Datums für das Verlegen der Pipeline durch Afghanistan auf spätere Zeiten, um in der Zwischenzeit einen Durchgang durch den Iran selbst zu ermöglichen.

Außerdem bezweckt er mit der Fortsetzung des Krieges in Afghanistan, die Aufmerksamkeit seines Volkes von seinen eigenen inneren Problemen abzulenken, um dessen Interesse wiederum auf einen Nachbarn zu lenken, der sozusagen den Nährboden für die großen Verschwörungen Amerikas gegen den Iran darstellt.

 

* Rußland, das die Energiequellen Zentralasiens zu seinen eigenen strategischen Quellen rechnet, hat in der Konkurrenz mit anderen "Öl-Riesen" den kleinen Anteil von 10% bekommen. Aus diesem Grund ist es aus der Konkurrenz-Reihe herausgetreten und stellt sich nun dagegen.

Es ist ebenfalls eine Tatsache, daß Rußland und seine Verbündeten in Zentralasien Angst haben vor dem Einfluß des Fundamentalismus, unterstützt durch Pakistan und Saudi-Arabien, in der Region, wo Muslime leben. Deswegen unterstützen Rußland und seine Verbündeten den Bund gegen die Taliban. Dieser integriert ebenfalls ihre politischen und ethnischen Handlanger.

In den Ländern Zentralasiens halten noch die alten Revisionisten einen Teil ihrer erschütterten Macht aufrecht, und sie fürchten um diesen letzten Rest, da die Menschen dort, die keine andere wesentliche Alternative als den Islam geboten bekommen, auf die Herrschaft des Islams warten.

 

* Indien hat Angst vor dem Einfluß und der Machterweiterung seines regionalen Feindes Pakistan, das seinen Einfluß nach Norden erweitern und aus religiösen Gründen Unterstützung im Fall Kaschmir erreichen will. Dies möchte Indien unterbinden.

 

Diese Interessensgegensätze des Imperialismus und der regionalen reaktionären Kräfte haben nicht nur das größte und beispiellose Unheil über Afghanistan und sein Volk gebracht, sondern machten Afghanistan auch zu dem großen Zentrum der Rauschgift-Produktion und der Verbreitung des islamischen Terrorismus, nicht zu vergessen ist dabei der Schmuggel - angefangen bei Waffen bis zum Uran-Schmuggel. Die Rauschgiftmafia ist direkt am Krieg in Afghanistan beteiligt. Sie organisiert hinter dem schwarzen Vorhang des Krieges mit indirekter Unterstützung der dortigen Regierungen ihre schmutzigen Geschäfte. Die Rauschgiftproduktion erreichte im Jahr 97 die Menge von 2800 Tonnen zum geschätzten Preis von 100 Milliarden DM – das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Erhöhung von 30%. Im Jahr 98 hat sich die Menge um 25% erhöht. In diesem Jahr hat sich die Produktion allein im Nordosten Afghanistans verdreifacht.

Laut einer Statistik kommt 90% der Rauschgiftmenge in Europa und 50% der ganzen Welt aus Afghanistan. 96% dieser Produktion findet in den von Taliban besetzten Gebieten statt.

Armut, Krankheit, Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Unterdrückung und religiöser Schrecken bilden alle zusammen ein Unheil, das vielleicht in der Welt beispiellos ist.

Krankheiten, die durch Armut verursacht werden, verbreiten sich schwindelerregend schnell. 10% der Menschen in den nördlichen und zentralen Regionen Afghanistans haben ihr Augenlicht schon verloren oder sind dabei, es zu verlieren. TB grassiert so sehr, daß allein in einer Provinz innerhalb eines Monats 40 Menschen ihr Leben verloren.

In einer Region nordöstlich Afghanistans erkrankten im letzten Monat 9000 Menschen an einer Krankheit, die völlig unbekannt war. Jetzt stellte sich heraus, daß der Grund dafür die Unterernährung der Menschen war, wodurch in zwei Wochen 300 Menschen starben.

Die Stadt Kabul, die über eine Bevölkerung von ungefähr 2 Millionen verfügte, wird jetzt von nur 250.000 Menschen bewohnt. 80% dieser Zahl kann nur mit Hilfe der UN ihr Leben unterhalten. 50% dieser Menschen sind Witwen. 28.000 Kinder betteln, meist halb nackt, in der Kälte Kabuls. Meist sind sie die einzigen Brotgeber ihrer Familien. Täglich verlieren allein in Kabul 6 Kinder wegen ganz gewöhnlicher Krankheiten ihr Leben, weil es keine Medikamente gibt.

 

Der Klassencharakter der in den Krieg verwickelten afghanischen Parteien

 

Die ganze Armut und das Unglück haben sich in einem Teil der Gesellschaft konzentriert, der aus Arbeitern, Bauern und Kleinbürgern besteht. Reichtum und Macht sind nur in den Händen der unterdrückenden Minderheit, die aus Feudalherren, Kriegsherren (Warlords), Bürokraten von Emarat (Gottesstaat) und der Kompradoren-Bourgeoisie besteht.

Die feudale Herrschaft, die wie ein Schandfleck während der Jahrhunderte in unserer Geschichte existiert, begründet die Tatsache, daß sich unser Volk niemals von den Fesseln der Rückständigkeit befreien konnte. Es leidet in grausamster Weise unter den feudalen Verhältnissen, deren schrecklichster und gefährlichster politischer Vertreter der islamische Fundamentalismus ist. Neben dieser Klasse erscheint ein neuer Typ politisch-militärischer Feudalherren in Gestalt der Warlords. Diese beleben um so mehr das Feudalsystem durch unbegrenzte Unterdrückung und Zwangskäufe der Ländereien.

Warlords und Bürokraten von Emarat sind hochrangige Parteimitglieder der islamistisch-reaktionären Parteien, die durch uneingeschränkte Hilfen des Imperialismus von außen und durch Unterstützung der regionalen Reaktionäre, durch Schmuggel und Raub privater und nationaler Reichtümer zu einer großen wirtschaftlichen und militärischen Macht geworden sind. Feudale Produktionsweise ist ebenfalls die vorherrschende Produktionsweise, welche zugleich das grundsätzlichste Hindernis für die Weiterentwicklung der Produktivkräfte bildet.

Die Kompradoren-Bourgeoisie hat schon immer Hand in Hand mit den Feudalherren in Afghanistan regiert. Ein Teil dieser Bourgeoisie, der von der ehemaligen Sowjetunion abhängig war und dessen politische Vertreter revisionistische Parteien Afghanistans waren, haben mit dem revisionistischen Putsch im Jahr 1978 die Feudalen zum ersten Mal von der politischen Herrschaft entmachtet.

Für die Revisionisten bedeutete die Machtübernahme nicht den endgültigen Sieg, denn ihre politische Macht stand im Gegensatz zu ihrer wirtschaftlichen und sozialen Schwäche. Diese Kluft öffnete sich soweit, daß nicht einmal Russen ihnen auf Kosten der totalen Zerstörung Afghanistans helfen konnten.

Nach dem Sturz dieser Herrschaft 1992 sind vor allem die Kompradoren-Bourgeoisie - abhängig vor allem vom Westen - und die Feudalherren mit dabei, zum wiederholten Male eine vereinte feudale Kompradoren-Regierung zustande zu bringen. Obwohl sich die Kompradoren-Bourgeoisie durch den Krieg nur gebremst entwickeln kann, sind große Möglichkeiten ihrer Fortentwicklung an der Seite des Feudalismus in unserem semi-kolonialen, semi-feudalen Land vorhanden. Die unvereinte Herrschaft reaktionärer Kräfte entwickelt sich mit Unterstützung des Imperialismus fort. Ziel dabei ist es, ihre Kräfte aus der alten Zersplitterung heraus zu konzentieren. Ebenfalls wird dafür gesorgt, sozial-wirtschaftliche Basen dafür zu befestigen.

Um dieses Ziel zu verwirklichen, investierte der Imperialismus in den anti-sowjetischen Widerstand unseres Volkes, um ihn von seiner ursprünglichen Richtung abzubringen und um seinen national-demokratischen Charakter zu verfremden. Hierfür instrumentalisierten die Imperialisten die oben genannten unterdrückenden Klassen für ihre Zwecke und mißbrauchten die Not der sich im Krieg befindenden Menschen unseres Landes. Aufgrund dieser massiven Intervention und der schamlosen Einmischungen, welche von Unmengen an Waffenlieferungen und Geld und nicht zuletzt Terrorwellen, ausgeübt an den Revolutionären unserer Gesellschaft, begleitet waren, konnte unsere Organisation als politische Avantgarde der Volksbefreiungsbewegung die allgemeine Widerstandsbewegung nicht auf ihrer ursprünglichen Bahn halten.

 

Die Revolution in Afghanistan und ihre Kräfte

 

Der Sturz der feudal-kompradorischen Herrschaft ist nur durch die neu-demokratische Revolution möglich. Diese Form der Revolution erweist sich in der heutigen Zeit als die einzig gültige Aufgabe unserer Organisation. Diese Revolution kann nicht innerhalb einer kurzen Zeit stattfinden, sondern sie wird eine lange, historisch komplexe Periode in Anspruch nehmen, die selbst unterteilt sein wird in Abschnitte und Prozesse.

Die Führung dieser Revolution übernimmt das Proletariat Afghanistans. Dieses ist die historische Aufgabe dieser Klasse im Zeitalter der nationalen Befreiungsbewegungen, des Imperialismus und der proletarischen Revolutionen.

Bauern bilden eine Hauptkraft der Revolution. Der Hauptwiderspruch in unserer Gesellschaft beruht auf dem Widerspruch, der zwischen dem Volk und dem Feudalismus besteht. Die Hauptachse dieses Widerspruches ist der Widerspruch zwischen dem Bauern und dem Feudalherren.

Bis gestern standen die Klassenwidersprüche unter dem Einfluß der nationalen Widersprüche; dabei galt als oberstes Ziel, die Invasionsarmee des Sozialimperialismus zu bekämpfen. Zum jetzigen Zeitpunkt sind diese oben genannten Klassenwidersprüche, obwohl sie sich mehr denn je verschärft haben, unter dem Einfluß des sich im Moment fortsetzenden zerstörerischen Krieges. Der Krieg bedroht die physische Existenz aller Lebenden und führt das Land an den Rand gefährlichster Katastrophen.

Der natürliche Selbsterhaltungstrieb, die Rettung des Landes und die Wiederherstellung der grundsätzlichsten Lebensbedingungen sind Hauptziele, welche die allgemeine Tendenz unseres Volkes bestimmen. Daher bietet sich nun die Gelegenheit, die wahren Klasseninteressen der Verursacher dieses zerstörerischen Krieges zu entlarven, um sie einerseits zu isolieren und andererseits vermehrt Menschen für eine große Volkseinheitsfront zusammenzubringen.

Wir sind zur Zeit innerhalb von 7 Organisationen und Fronten sowie vielen kleineren kulturellen, lokalen und ethnischen Gruppen aktiv, um mit der Verbreitung einer antiimperialistischen und gegen die Unterdrückung gerichtete Kultur und zusammen mit den anderen demokratischen und freiheitsliebenden Kräften eine sehr erweiterte Einheitsfront zu bilden. Neben dieser Aktivität, die sich im national-demokratischen Bereich abspielt, stellt sich unsere Haupttätigkeit in Form von organisatorischen Aufgaben dar.

Nach den sehr großen und trauervollen Schlägen, die unsere Organisation in den letzten Jahren erleiden mußte, fand unser Parteitag im Jahr 1996 statt, und im Lichte seiner Entscheidungen waren wir in der Lage, wesentliche Fortschritte zu machen. In unserem Land, wo reaktionäre Kräfte, die sich zugleich mit der Kriegskunst sehr gut auskennen, die herrschende Gewalt an sich gerissen haben, besitzen die normalen Volksmassen gegen diese im Grunde nichts außer der Volksarmee. Deshalb ist ihr Aufbau einer der wichtigsten Aufgaben der Revolutionäre in Afghanistan.

In allen schon erwähnten Bereichen manifestiert sich unsere Macht als noch nicht so groß, daß wir einen wesentlichen Einfluß auf die Änderung der herrschenden Situation ausüben könnten. Diese Schwäche liegt in der großen Belastung des Kampfes begründet. In den 20 Jahren des Krieges befanden wir uns im Kreuzfeuer verschiedener imperialistischer und reaktionärer Kräfte, wodurch wir mehrmals unsere besten Kader, inklusive der Mitglieder unseres Zentralkomitees und des Politbüros sowie den Vorsitzenden unserer Organisation und der nationalen Einheitsfront verloren.

Aber wir besitzen nun auch wertvolle Erfahrungen, um uns noch einmal aus dem Blut zu erheben, uns sicherer und stärker denn je aufzurichten und Seite an Seite mit unseren internationalen Genossen unermüdlich unsere Rolle in der Verteidigung der internationalen Interessen des Proletariats zu spielen.